Ein gutes Arbeitsklima ist wichtig. Dabei geht es nicht nur um das kollegiale Miteinander, sondern um wichtige Aspekte einer guten Ergonomie.
Die negativen Einflüsse auf die Gesundheit sind den verschiedenen Berufsgruppen nicht wirklich klar. Der Sanitärfachmann versteht eben nicht so recht, wieso Büroangestellte öfter über Rückenschmerzen klagen und wieso die „Weicheier“ ständig erkältet sind. Gerade Äußerungen wie … :
„Die sitzen die ganze Zeit nur im Büro, wieso sind die so oft krank?“
… Führen häufig zu Konflikten und Unverständnis. Die Wirkungen der Arbeitsumgebung auf die Gesundheit der Beschäftigten dürfen daher nicht unterschätzt werden.
Arbeitsklima als Herausforderung
Diese etwas spitze Darstellung beschreibt genau das Problem:
Die unzureichende Berücksichtigung ergonomischer Faktoren an den Arbeitsplätzen ist uns oft nicht bewusst. Das Klima am Arbeitsplatz stellt einen wesentlichen Beitrag zum Wohlbefinden der Beschäftigten dar. Oder eben nicht! Doch was genau versteckt sich hinter dem Begriff „Arbeitsklima“?
Umgangssprachlich wird dieses Wort recht oft benutzt. Mit einem guten Arbeitsklima werden eine gute Stimmung und ein respektvolles Miteinander unter den Beschäftigten gewährleistet. Die Arbeit im Team funktioniert gut, der Kollege oder die Kollegin mit den meisten Ausfallzeiten erzeugen keine Probleme. Lästereien gibt es nicht. Es funktioniert eben.
Der Arbeitsplatz ist ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen und zu dem wir gern hingehen. Idealerweise besteht ein respektvoller Umgang des Chefs mit den Beschäftigten. Positive Rückmeldung und konstruktive Kritik der Führungskraft sind der Traum eines jeden Arbeitnehmers.
Ein negatives Arbeitsklima ist im Prinzip das eben beschriebene, nur genau umgedreht. Damit ist eine Bedeutung von „Arbeitsklima“, im Sinne der Stimmung am Arbeitsplatz, geklärt. Doch es geht noch weiter.
Schauen wir uns das Wort „Arbeitsklima“ genauer an, dann stellen wir fest, dass wir „Klima“ auch aus einem anderen Lebensbereich kennen: Nämlich Klima als Zusammenspiel von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung etc.
Diese Faktoren sind nicht nur beim Wetter entscheidend, sondern auch am Arbeitsplatz.
Arbeitsklima ist mehr als Lufttemperatur
Was die physikalischen Vorgaben angeht, so werden seitens der Arbeitsstättenregeln und auch durch die Informationen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) verschiedene Rahmen abgesteckt. Fragen und Antworten zum Raumklima finden wir in der DGUV Information 215–520 „Klima im Büro“.
So werden Lufttemperaturen in Büros zwischen 20 °C und 22 °C empfohlen. Die Grundlage dafür stellen Erfahrungswerte dar, sodass eine Vielzahl der befragten Menschen diesen Temperaturbereich für sitzende Tätigkeiten an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen als angenehm empfinden. Allerdings hängt das Temperaturempfinden ganz eng mit der Luftfeuchtigkeit zusammen. Bekannt ist uns dieses Phänomen aus dem Winter. Eine trockene Kälte stört uns weniger als dieses feuchte Wetter im November. Deswegen haben wir in dieser Jahreszeit auch den Wunsch, in die Sonne zu flüchten.
Wer das Pech hat und den Winter nicht an der sonnigen Algarve verbringen darf, der muss sich mit unserem grauen Schmuddelwetter zufriedengeben. Allerdings ist es nicht immer nass und kalt, sondern auch trocken und warm. Das kennen wir von den Büros, die im Winter mit der Heizung aufgewärmt werden. Das Problem ist, dass die Schleimhäute austrocknen und wir damit große Eintrittstore für Krankheitserreger öffnen. Die Haut wird trocken und reist auf, sodass wir ständig am Cremen sind. Diese Probleme, in Kombination mit dem veränderten Temperaturempfinden, tragen nicht viel zu unserem Wohlbefinden bei.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Luftbewegung. Zuglufterscheinungen durch ungünstig positionierte Lüftungsauslässe oder offenen Fenster kann zu einer enormen Belastung werden. Auch das kann ggf. Krankheiten nach sich ziehen. Deshalb werden nur maximale Luftbewegungen bis zu 0,15 m/s empfohlen (ASR A3.6 „Lüftung“)
Die Bewertung des Arbeitsklimas liegt oft bei jedem selbst
Empfinden und psychische Belastungen ergeben sich eben nicht nur aus der Temperatur, der Beleuchtung und den vielen weiteren Faktoren. Vielmehr zeigen sich in der Praxis oft Befindlichkeiten, welche nicht durch Messwerte ausgedrückt werden können. Die Einschätzung danach, ob es warm oder kalt ist, lässt sich eben nicht auf die Empfehlungen der ASR beschränken. Nur weil 20 °C – 22 °C für einen Großteil der Menschen angenehm sei, trifft dies auf einen anderen großen Teil nicht zu. Dafür sind die Menschen zu verschieden. Ursachen kann es viele geben, so spielt auch der Hormonhaushalt eine Rolle.
Die Einbeziehung solcher „nicht gesetzlich festgelegten Zahlen“ muss bei der optimalen Gestaltung des Arbeitsplatzes berücksichtigt werden und gehört ebenso zur Arbeitsplatzergonomie. Die Lösungsansätze können dabei sehr kreativ sein und hängen u. a. davon ab, wie die Arbeitssituation geschaffen ist.
Finden sich zwei Personen im Unternehmen, bei denen es „einfach passt“? Diese beiden wären die geeigneten Kandidaten, um sich einen Arbeitsraum zu teilen. Ansonsten kann es passieren (Alltag für die Fachkräfte für Arbeitssicherheit), dass der Anlass einer Begehung ein zu warmer Arbeitsplatz ist. Währenddessen stellt sich aber raus, dass es zwischen den Personen ein Problem gibt.
Nur mit etwas Verständnis untereinander wird klar, dass die Empfindungen verschieden sind und demzufolge auch das Arbeitsklima beeinflussbar ist.